Vorab: Hier geht es um eine der fiesesten Marketingkrankheiten, die kaum jemand kennt: Das Next Shiny Object Syndrom! Gerade Autor*innen werden häufig davon befallen. Was das genau ist? Das Next Shiny Object Syndrom ist der Drang, jeder neuen Idee zu folgen, ohne diese erst auf Herz und Nieren zu prüfen und ohne Rücksicht auf das aktuelle Marketingprojekt … Dabei ist das Next Shiny Object Syndrom nicht per se schlecht, denn neue Ideen sind grundsätzlich ja etwas Gutes. Wenn sie uns aber daran hindern, Dinge zielgerichtet zu Ende zu führen, dann stimmt etwas nicht.
Fakten Check: Das Shiny Object Syndrom setzt Dich außer Gefecht
Stell Dir vor, Du hast just in diesem Moment die beste Marketingidee ever. Und wenn Du nicht sofort mit der Umsetzung anfängst, wird es nie was. Die Jetzt oder nie Falle … Ja, auch das kann zur Falle werden. Also, das aktuelle Projekt links liegen lassen und Attacke los … Ein paar Monate später dämmert es Dir: Die Idee war doch nicht sooo brillant, wie Anfangs gedacht. Was ist passiert? Das Shiny Object Syndrom hat volle Kante zugeschlagen.
Eines vorweg: Alle erfolgreichen Marketingprofis waren schon einmal an diesem Punkt. Wir sehen eine glitzernde, neue Idee und kopflos geht die Jagd los … Ohne auch nur einen zweiten Gedanken an den Sinn und Zweck der Aktion zu verschwenden … Ich kenne keine Autor*in, die schon lange im Geschäft ist, die nicht mindestens ein Shiny Object Manuskript in einer Schublade liegen hat, welches garantiert nie das Licht der Welt erblicken wird. Weil die Grundidee zwar im ersten Moment attraktiv auf den zweiten Blick aber unglaublich dämlich ist.
Und jetzt kommt die Preisfrage: Wie können wir eine gute Idee von einer Shiny Object Chimäre – einer Glitzeridee – unterscheiden? Schauen wir uns das mal genauer an, bevor wir zu den 6 Tipps für ein starkes Marketing-Mindset kommen.
Wichtig! Das Next Shiny Object Syndrom ist keine Krankheit und keine Indikation für eine psychische Störung. Im Gegenteil! Tatsächlich erliegen wir alle immer mal wieder seinen Versuchungen. Im Grunde ist es wie bei kleinen Kindern, die die hübsche Blume, die sie gerade noch wahnsinnig fasziniert hat liegen lassen, wenn sie einen Schmetterling sehen, um diesem hinterher zu jagen.
Oder anders: Die neue tolle Idee ist am Anfang einfach attraktiver, weil sie noch keine Arbeit macht. Und die alte, solide Idee, an der wir schon so lange feilen, ist anstrengend und ein wenig unattraktiv. Vor allem bedeutet die alte Idee Anstrengung. Und dafür ist unser Hirn grundsätzlich nicht zu haben. Unser Hirn ist wahnsinnig bequem. Es rennt lieber dem Schmetterling hinterher, als ein Blumenbeet anzulegen und es so lange zu pflegen, bis es voller Blumen und Schmetterlinge ist. Natürlich verliert es auf der Jagd nach dem Schmetterling auch wieder die Lust und lässt sich wieder von etwas anderem ablenken, was auf den ersten Blick wieder leichter zu ergattern ist … Das ist das Prinzip.
Hier kommen 6 simple Strategien gegen das Next Shiny Object Syndrom:
1. Prüfe eine neue Idee mehrmals auf Herz und Nieren
Wenn eine neue Idee an die Tür klopft, neigen wir nicht nur dazu, die Idee herein zu bitten, wir rollen in der Regel auch gleich den roten Teppich aus und schmeißen die alten Ideen aus dem schönsten Zimmer, um Platz für die neue Idee zu schaffen. Schon bei diesem Bild wird klar, wie merkwürdig das ist. Wir kennen die Idee doch noch gar nicht richtig … Das heißt nicht, dass wir die Idee draußen stehen lassen, aber wir organisieren auch nicht gleich unser ganzes Haus um. Wir bitten die Idee herein und sie darf erst einmal ins Wartezimmer. Und dann schlafen wir mal eine Nacht oder zwei drüber. Außerdem fragen wir uns, ob sie zu unserem „Warum“ und zu unseren Zielen passt.
2. Stell Dir die richtigen Fragen
Eine meiner Lieblingsfragen ist die eine Million Dollar Frage. Zumindest auf der finanziellen Seite sehr hilfreich. Die Frage ist ganz einfach: Welche Idee bringt am meisten Geld. Okay, das ist erst einmal überhaupt nicht kreativ und sehr kapitalistisch. Aber leicht abgewandelt ist sie auch für Schöngeister praktikabel: Welche Idee bewirkt mit Sicherheit am meisten? Das hat schon eine andere Qualität 😉
Weitere Fragen könnten sein:
- Habe ich die Zeit jetzt an dieser Idee zu arbeiten?
- Bietet die Idee einen Mehrwert für meine Zielgruppe?
- Passt die Idee in mein Portfolio?
Und wenn alle Stricke reißen: mache eine klassische Pro und Contra Liste. Übersteht die neue Idee all diese Punkte, dann darf sie zumindest mal im Wartezimmer bleiben.
3. Mach den Ziele- und Warum-Check
Zahlt die neue Idee auf Dein Ziel und Dein Warum ein? Klingt komisch? Hier ein Beispiel von mir: aktuell habe ich verschiedene Ideen für neue Bücher. Noch habe ich mich nicht klar entschieden, welches der Bücher ich tatsächlich schreiben werde. Aber alle Ideen passen zu meinen Zielen und meinem „Warum“. Mein „Warum“ in meinen Sachbüchern ist, Menschen darüber aufzuklären, wie die graue Masse zwischen ihren Ohren tatsächlich funktioniert. Denn einer unser größten Fehler ist, dass wir denken, wir könnten denken 😉 Passt eine Buchidee nicht dazu, dann darf sie auf die B-Liste, die ich in Angriff nehmen werde, wenn die A-Liste – die Liste die auf mein „Warum“ einzahlt – abgearbeitet ist.
4. Prioritäten setzen
Eine sehr schöne Frage aus der Arbeit mit Werten aus dem NLP ist „Was ist wichtiger A oder B?“ Mit dieser Frage wird der Wertekanon in diesem System erarbeitet. Das funktioniert auch sehr gut bei „Next shiny Objects“. Also frage Dich, wenn so eine Glitzeridee daher kommt: Was ist wichtiger Idee A oder die Glitzeridee? Und auch: in welche Idee ist schon mehr Arbeit geflossen und welche Idee wird damit wahrscheinlich auch zum Ende gebracht? Ich für meinen Teil bin dann immer wieder ganz schnell bei meiner ursprünglichen Idee. Und wie gesagt: Du kannst den Glitzerstein ja für später aufheben. Auch der Gedanke hilft.
5. Recherchiere die Idee für einen festgelegten Zeitraum
Es gibt Glitzerideen, die die ersten Punkte auf Deiner Glitzer-Checkliste problemlos überstehen. Dann gönn Dir einen näheren Blick auf die Idee. Damit Du Dich nicht verlierst, setzt Du Dir einen Zeitraum fest und fängst an zu recherchieren. Aber mit dem ganz klaren Ziel, die Qualität der Idee zu überprüfen. Und das im wissenschaftlichen Sinn. Das bedeutet, Du suchst nicht nach Argumenten für Deine Idee, sondern nach Argumenten dagegen. Das ist schon die Königsdisziplin, aber die solltest Du als Sachbuchautor*in schon drauf haben und alle Deine Buchideen durch diese Form der Prüfung schicken. Wenn Du in einem großen Verlag schreibst, dann machen das in der Regel die Mitarbeiter dort. Aber wenn Du noch am Anfang Deiner Karriere stehst, dann musst Du selbst ran.
6. Setz es auf die Ideenliste
Im Subtext ist sie schon ein paar Mal vorgekommen: Die Ideenliste. Eine Ideenliste ist nicht nur hilfreich für die Momente, in denen Dir nichts einfällt. Sie ist auch das Instrument der Wahl, wenn Dir zu viel einfällt. Es erleichtert nämlich ungemein, Glitzerideen kurz aufzuschreiben und sich vorzunehmen, später darauf zurück zu kommen. Wer darin einigermaßen geübt ist weiß, dass eine Idee, die man sich aufgeschrieben hat, einen nicht mehr einschränkt sondern beruhigt.
Und noch ein Tipp weil es gerade so schön ist: Schreibe einen Blogartikel (Blogartikel schreiben) über Deine Glitzeridee. Wenn Dir dieser leicht von der Hand geht, dann ist die Idee schon mal nicht so übel. Allerdings zeigt sich dabei auch schnell, ob die Idee überhaupt etwas taugt …
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