„Wer ein „Warum“ zum Leben hat, der erträgt fast jedes „Wie““ Friedrich Nietzsche … Gegendert hat der alte Mann zwar noch nicht und auch sonst war der eine oder andere Gedanke nicht ganz einwandfrei, aber mit dem „Warum“ hat er dann doch ins Schwarze getroffen. Denn die eigenen Treiber, oder nennen wir es etwas hübscher: Motivationen, zu kennen, ist einfach Gold wert. Vor allem für Aufgaben, die uns nicht so leicht von der Hand gehen, oder in denen wir manchmal stecken bleiben. Schreiben, und für viele Autor*innen auch Marketing, gehören dazu. Die Preisfrage ist aber: Was ist denn mein „Warum?“ So ganz ohne ist die Frage nicht und auch nicht mal eben zwischen Abendbrot und Tagesschau zu beantworten. Aber wir nähern uns dem Ganzen einfach mal über den „Why-Circle“. Irgendwo muss man ja anfangen 😉 (Ab hier liest Du übrigens einen Ausschnitt aus „Tschüss Schreibblockade! Hallo Schreibflow! Mindset für Autor*innen“).
Der goldene Kreis, manchmal auch der Why-Circle oder der Warum-Kreis genannt, wurde durch Simon Sinek – Autor des Bestsellers „Start with Why: How Great Leaders Inspire Everyone to Take Action“ – und in dem dazugehörigen TED Talk „The Golden Circle“ bekannt. Dabei geht es Sinek nicht um Schreibende, die nicht so richtig zu Potte kommen. Es geht ihm um Führungskräfte. Er stelle sich die Grundfrage, warum es einigen Firmen und einigen Menschen scheinbar mühelos gelingt, Fans zu generieren, und anderen wiederum nicht. Der Brückenschlag zwischen guter Führung und erfolgreichem Produktverkauf mag etwas sehr weit sein, ist aber in der Herleitung interessant, denn Sinek geht davon aus, dass erfolgreiche Firmen und erfolgreiche Personen eines gemeinsam haben: Sie haben ihr „Warum“ klar.
In diesem Artikel wollen wir uns dem Ganzen einmal von einer technischeren Seite nähern. Denn der goldene Kreis kann auch beim Schreiben bzw. beim Buchmarketing hilfreich sein. Ein starkes „Warum“ ist ein hervorragender Motivator, sich immer wieder ans Manuskript zu setzen oder in späteren Phasen, wenn es beispielsweise beim Marketing oder der Suche nach einem Verlag mal nicht so funzt, doch immer wieder weiterzumachen. Also schauen wir mal, wie uns Sineks Golden Circle helfen kann.

Der Kreis besteht (vgl. Abb.) aus drei Kreisen bzw. Kreisringen. Im Kern steht das „Warum“ bzw. die Warum-Frage. Der zweite, also der mittlere Ring ist die Wie-Frage. Und der äußere Ring ist das „Was“. An den Fragen kann man ganz gut erkennen, dass der Golden Circle aus dem Marketing stammt. Denn es geht um die folgenden Fragen:
Was verkaufen wir?
Wie tun wir das? (Verkaufskanal)
Warum tun wir das?
So weit, so uninteressant fürs Schreiben. Interessant ist, dass die wenigsten Unternehmen die Warum-Frage beantworten, und aus diesem Grund – so Sineks These – weniger erfolgreich sind. Oder anders herum: Unternehmen und Führungspersönlichkeiten, welche die Warum-Frage beantwortet haben und ihre Kommunikation auf dem Kreis von innen nach außen aufbauen, sind ungleich erfolgreicher. Denn, so seine Schlussfolgerung, Menschen folgen Visionen bzw. wollen ein Teil davon sein. Und genau an dieser Stelle wird es für uns Schreiberlinge interessant, denn Menschen folgen nicht nur anderen Menschen. Wir folgen bzw. führen zunächst einmal uns selbst. Wir setzen uns Ziele und wir wollen unsere Träume verwirklichen. Wie erfolgreich wir damit sind, hat sehr viel mit Selbstführung zu tun. Bitte nicht mit Selbstdisziplin verwechseln. Diese ist „nur“ ein Teil der Selbstführung. Alle Menschen, die in irgendeiner Form erfolgreich sind, sind in der Lage, sich selbst hervorragend zu führen. Erfolg muss dabei nichts mit äußerem oder gesellschaftlichem Erfolg zu tun haben. Erfolgreich schreiben heißt nicht zwingend einen Bestseller am Start zu haben. Erfolg definiert jeder Mensch zunächst einmal für sich selbst.
Der Golden Circle für Autor*innen:
Was schreibst Du?
Wie schreibst Du?
Warum schreibst Du?
Auch hier wissen die meisten Autor*innen und Schreibende in spe schon, was sie schreiben wollen. Alle, die nur so eine vage Ahnung haben: Super! Ihr könnt sofort mit dem „Warum“ beginnen. Dann wird es gleich viel klarer. Aber zurück zum „Normalfall“. Wenn ich mit Autor*innen und solchen mit Schreibideen spreche, erzählen mir ausnahmslos alle weitschweifig von ihren Ideen und von dem, was sie alles so im Kopf haben. Die, die bereits schreiben, erzählen auch bereitwillig, wo sie schreiben und von ihren Schreibroutinen (so sie denn schon welche haben). Beim „Warum“ wird es dann interessant, denn viele haben das „Warum“ nicht klar formuliert bzw. geben eine Antwort, die nicht tief genug geht. „Ich muss einfach schreiben“ ist eine dieser „oberflächlichen“ Antworten. Bitte jetzt nicht wütend das Buch zuklappen. Ich muss auch schreiben. Aber das ist eben nicht die Antwort auf die „Warum“-Frage. Denn hinter „Ich muss einfach schreiben“ versteckt sich noch eine Antwort. Beispielsweise mit den eigenen Ängsten umzugehen, oder weil der Prozess an sich Freude macht. Weil Du Menschen helfen willst und/oder weil Du Wertschätzung und Anerkennung suchst. Weil es Deine Art ist, mit der Welt fertig zu werden und weil es eine Form der inneren Auseinandersetzung ist … Und, und, und. Alles „Warums“, die aufmerksame Zuhörer*innen in den Interviews im „Erfolgreich schreiben“-Podcast raushören können. Meine sind natürlich auch dabei 😉

Hier kommen wir zum nächsten Punkt: Es muss nicht zwingend ein einziges Warum geben. Damit sind wir bei der Unterscheidung von sozialen und Ego-Warums … Beide sind gleichberechtigt. Das eine ist nicht besser als das andere. Aus dem einfachen Grund: In der Regel gibt es zwei Warums. Ein soziales und eines fürs Ego. Ich finde es beispielsweise toll, anderen Autor*innen zu helfen, ihre Bücher zu veröffentlichen und am Markt sichtbar zu werden. Denn es gibt soooo viele gute Bücher, die noch nicht aus den Köpfen raus sind und/oder noch ins Rampenlicht müssen. Und mein Egoziel ist natürlich Anerkennung, aber auch reine Freude. Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, meine Gedanken in meinen Laptop zu hämmern und dabei immer mehr zu lernen. Dazu passt auch mein „Wie“, denn zum „Wie“ zählt nicht nur meine Routine, sondern auch mein Schreibstil. Freude, Spaß, Humor, Begeisterung und sich nicht immer allzu ernst zu nehmen passen einfach sehr gut zusammen. Und das „Was“ – Sachbuch – fügt sich eben auch ganz prima in das „Lernthema“ ein …
Warum das „Warum“ beim Schreiben hilft …
Preisfrage: Warum hilft mir das beim Schreiben? Ganz einfach: Hier kommt wieder das Bewusstsein ins Spiel. Alles, was Du bewusst tust bzw. alle Mechanismen, die Dir bewusst sind, können Dir später nicht auf die Füße fallen. Wenn Du Deinen Warum-Kreis klar hast, dann merkst Du schon bei der Ideenentwicklung, wo es bei Deinem Buchprojekt haken könnte. Für mich würde es beispielsweise schwer werden, wenn ich für das Buchthema keine Begeisterung aufbringen könnte. Ein Grund, warum ich als Ghostwriterin weniger geeignet bin. Es interessiert mich einfach überhaupt nicht, warum 3 + 3 = 6 ist und nicht 7. Ist halt so … Aber wenn es darum geht, warum unser Hirn logische Denkprozesse liebt, dabei aber trotzdem maximal unlogisch ist, dann bin ich dabei …
Deine Preisfrage ist jetzt natürlich: Warum schreibst Du bzw. warum willst Du schreiben? Ein wenig geht es bei dieser Frage auch schon um Deine Werte. Aber dazu kommen wir in einem späteren Artikel (oder im Buch „Tschüss Schreibblockade! Hallo Schreibflow“) versprochen. Wenn Du Dir bei Deinem Warum-Kreis Zeit nimmst und Dich wirklich bis zum Warum-Kern arbeitest, wirst Du beim Schreiben und spätestens beim Buchmarketing feststellen, dass alles wunderbar aufeinander aufbaut. Und jetzt viel Spaß mit der Aufgabe.

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