Waaaas? Du machst zur Hauptverkaufszeit kein spezielles Marketing für Deine Bücher? Genau. Warum nicht? Das hat verschiedene Gründe aber vor allem, weil ich als kleine Autorin in der allgemeinen Weihnachtsmarketingkakophonie sang und klanglos untergehe. Aber und jetzt kommt’s: Natürlich bin ich insgesamt marketingtechnisch gut aufgestellt und muss nicht erst im Herbst mit hektischen Aktivitäten durchstarten.
Das Hauptargument gegen Weihnachtsmarketing ist, dass rund um Weihnachten einfach alle Marketingabteilungen und -agenturen völlig durchdrehen. Darunter auch solche, die einfach massig Geld zur Verfügung haben. Alle, die Onlineanzeigen schalten, egal ob bei LinkedIn, Google oder Facebook, wissen das. Anzeigen werden rund ums Weihnachtsgeschäft um einiges teurer. Hier gilt es eine Entscheidung zu treffen: Lohnt sich das für mich? Oder eher nicht? Bei Verlagen bejahe ich das auf jeden Fall, denn bei ihnen geht es ja auch darum, den Buchhandel, also den immer noch wichtigsten Vertriebskanal zu unterstützen. In der Regel werden die Blockbuster noch einmal richtig gepushed. Das hilft den „Brot- und Butter-Autor*innen“ im Verlag jetzt nicht so sehr. Diese müssen halt selbst ran, aber nicht in dieser Zeit.
Auch wenn das Portemonnaie in der Weihnachtszeit locker sitzt, macht es keinen Sinn für kleine und mittlere Autor*innen in dieser Zeit zu starten oder nur in dieser Zeit aktiv zu werden. Das ist ungefähr so, als wenn ein fettes Orchester „Freude schöner Götterfunken“ spielt und Du mittendrin mit pfeifst. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Dich jemand hört. Jetzt stell Dir aber mal vor, das Orchester ist fertig und Du beginnst zu pfeifen … Na gut, ganz so ist es nicht, denn das ganze Jahr durch pfeift jede Menge Werbetreibende irgendwas daher. Allerdings pfeifen im Januar und Februar oder im September und Oktober weniger aus der Buchbranche. Klar kannst Du jetzt einwenden, dass das ja wohl daran liegt, dass in dieser Zeit weniger Bücher gekauft werden und das stimmt. Aber es werden eben nur WENIGER Bücher gekauft und nicht gar keine …
Noch eine letzte Erfahrung zum Weihnachtsmarketing und den ganzen schönen Ideen dazu auf Social Media: Ich habe im letzten Jahr eine Adventskalenderaktion auf Instagram gestartet, welche mich zwar außer Zeit nichts gekostet hat, sich aber überhaupt nicht gelohnt hat. Darüber war ich schon etwas enttäuscht und habe das auch in einem späteren Post mal kund getan. Die Rückmeldungen waren so überraschend wie zwingend logisch. Der allgemeine Tenor war „Es gibt sooo viele Aktionen rund um Weihnachten und wir sind selbst im Weihnachtsstress, da haben wir einfach keine Zeit und/oder keine Lust …“ Das Komische ist: Mir geht’s genauso. Aber von mir auf andere zu schließen gelang mir einfach nicht … Manchmal kann man eben doch von sich auf andere schließen.
Was jetzt aber ganz konkret tun? Ganz einfach:
1. Setz Deine Autor*innen Homepage auf und halte sie immer aktuell
Entspann Dich. Die Homepage muss nicht zu Weihnachten fertig sein. Sie ist fertig, wenn sie fertig ist. Aber sie sollte Deine erste Priortät sein. Denn, egal ob Verlage, Journalist*innen oder Leser*innen: alle googeln Dich. Und es ist einfach unendlich blöd, wenn sie nix bzw. nix Gutes über Dich finden.
2. Schreibe einen Blog
Ja, auch die Belletristikschaffenden! Denn ein Blog zeigt Verlagen, dass Du weißt, was Du tust. Journalist*innen bietet er Stoff für Beiträge und Artikel und Leser*innen Unterhaltung und Hintergrundinformationen. Sachbuchautor*innen schreiben Artikel rund um ihre Fachthemen und Belletristiker*innen Kurzgeschichten, Charakterbeschreibungen, Sequells, Prequells und was sich sonst noch so anbietet. Übrigens: In den USA bekommst Du als Autor*in so gut wie keinen Vertrag mehr, wenn Du Online nicht präsent bist. Diese Entwicklung ist bei uns auch mehr und mehr zu beobachten.
3. Schreibe einen Newsletter
Das muss gar kein großes Ding sein. Du informierst einfach über Deine neuen Blogartikel und fertig ist die Laube. Wenn Du dann noch die eine oder andere Schreibanekdote oder auch mal eine Leseempfehlung mit raus gibst ist das schon ziemlich professionell.
4. Bespiele eine Social Media Plattform täglich
Such Dir eine Social Media Plattform wie z.B. LinkedIn, Instagram oder TikTok und lade dort täglich etwas hoch, was Deinen Follower*innen Mehrwert bietet. Die Plattform ist abhängig von Deiner Zielgruppe und Deinen Vorlieben. Bitte nicht Facebook für YoungAdult Romane auswählen. Da schießt Du meilenweit an Deiner Zielgruppe vorbei. Bei den Inhalten ist die Faustregel 80% Mehrwert und 20% Werbung. Sonst hast Du wenig Chancen Dir eine echte Community aufzubauen. Daran kannst Du auch erkennen, wie unsinnig es ist, kurz vor Weihnachten auf Instagram Deine Bücher zu promoten …
5. Denk dran: Marketing ist ein Marathon
Lange Zeit habe ich diesen Spruch gehasst. Inzwischen finde ich ihn immer besser. Vor allem im Sinne von „trainieren und anpassen“. Für einen Marathon musst Du täglich trainieren und in regelmäßigen Abständen schauen, ob der gewünschte Trainingseffekt eintritt. Das heißt, Du hast realistische, erreichbare Ziele und Zwischenziele definiert. Hier hört es bei den meisten Schreibenden oft schon auf. „Mehr Bücher verkaufen“ ist kein Ziel, welches Du erreichen kannst. Warum nicht? Ganz einfach: wieviel ist „mehr“? Und bis wann soll dieses „mehr“ erreicht werden? Und womit? Beispiel: Ich möchte bis Ende nächsten Jahres meine Buchverkäufe um 40% steigern. Damit ist der Zeitraum definiert. Jetzt ist noch die Frage, wie Du das machen willst. Also welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt …
Anstatt dir jetzt den Kopf über Weihnachtsaktionen zu zerbrechen, schau lieber, ob die ersten vier Punkte bei Dir schon sitzen und definiere Deine Marketingstrategie, Deinen Marketingmarathon fürs nächste Jahr. Mach Dir auch die Zeiten klar, in denen andere den Marketingaufmerksamkeitsraum zudröhnen und ob Du nicht zu anderen Zeiten mit Lese- oder anderen -aktionen punkten kannst. Jetzt ist der beste Zeitpunk, Dein nächstes Marketingjahr zu planen. Lass Dich von Weihnachten dadurch nicht stören.
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…als Autorin oder Autor kann man ja auch prima seine Community pflegen und z. B. mit einem Adventskalender erfreuen. Wer Merch hat, kann das nutzen, ansonsten gehen sicher auch kleine Adventslesungen per Insta Live. Just thinking out loud ^^
Klar geht das. Allerdings machen das zu der Zeit alle … Pfeifen im fetten Orchester eben. Wenn man schon eine große Community hat, dann passt das sicher. Da muss man schauen, ob es nicht tatsächlich sinnvoll ist, Aktionen zu starten, wenn nicht der ganze Weihnachtshype auf die Community von allen Seiten einprasselt 😉